Wenn Briefe Liebe machen / How to make love with letters
Riskante Korrespondenzen (in) der literarischen Moderne
23.06.2022 – 24.06.2022
Else Lasker-Schüler: Yussuf opfert sein Herz, 1913 (c) mit freundlicher Genehmigung der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft, Wuppertal
»Und es fielen ihm die Briefe ein, die er damals mit Clarisse gewechselt hatte: er glaubte noch heute, daß sich ihnen an Leidenschaft und Eigenart nicht leicht etwas an die Seite stellen ließe, wenn man auch die ganze Literatur durchsuche.«
(Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften)
Workshop am 23./24. Juni 2022 - Lyrik Kabinett, Amalienstr. 83a / Rückgebäude, 80799 München
Seit der Epoche der Empfindsamkeit stehen Liebesbriefwechsel im Zeichen der Literatur. Zumal in der Moderne unterstehen sie dem doppelten Anspruch von Spontaneität und Authentizität, der gleichwohl von medialen Praktiken gesteuert oder sogar erzeugt wird. Wer Liebesbriefe schreibt oder erhält, beteiligt sich daher an einem mehrschichten, in sich widersprüchlichen kulturellen Handlungsmuster: Liebende tauschen Briefe aus, in denen sie subjektiv ihre Gefühle zum Ausdruck bringen und objektiv aus ihrem Schreibrepertoire heraus das kommunikative Phänomen der Liebe als Texteffekt allererst hervorbringen. Der Workshop fragt nach den Risiken und Verheißungen, den Gefahren und dem Glück der Korrespondenz, wie sie aus literarischen und biographischen Liebesbriefpaarbildungen rekonstruiert werden können.
Veranstaltet von Alexander Honold (Basel), Susanne Lüdemann (München) und Stephan Kammer (München)
Unter Mitwirkung von Achim Geisenhanslüke (Frankfurt/M.), Annette Keck (München) Johannes Kleinbeck (Wien), Rainer Moritz (Hamburg), Ulrich Schmid (St. Gallen), Irmgard Wirtz (Bern)
Programm:
Donnerstag, 23.06.2022
14.00 Eintreffen
14:15 – 14.30 Begrüßung und Einführung
14.30 – 15.30 Susanne Lüdemann (München):
Missbrauchte Liebesbriefe. Gottfried Keller und die Folgen
15.30 – 16.30 Ulrich Schmid (St. Gallen):
Tolstois Ehebriefwechsel
16.30 Kaffepause
17.00 – 18.00 Johannes Kleinbeck (Wien):
»Unsere ‚schriftliche‘ Zärtlichkeit« – Die Brautbriefe von Sigmund Freud und Martha Bernays
18.00 – 19.00 Annette Keck (München):
Der Liebesbrief zwischen Massenlustspiel und Hieroglyph: Else Lasker-Schülers Briefe nach Norwegen (1911-1912)
Freitag, 24.06.2022
09.30 – 10.30 Alexander Honold (Basel):
Hugo von Hofmannsthal und Ottonie Gräfin Degenfeld. Ein Liebesduell in Rollenrede
10.30 Kaffeepause
11.00 – 12.00 Stephan Kammer (München):
»Das ist ein bisschen überspannt, nicht wahr?« Robert Walser an Frieda Mermet
12.00 – 13.00 Achim Geisenhanslüke (Frankfurt/Main):
Wie in einem Spiegel. Brieflichkeit und Liebe bei Paul Celan und Gisèle Celan-Lestrange
13.00 – 14.30 Mittagspause
14.30 – 15.30 Irmgard Wirtz (Bern):
Das Dreieck der Canettis: Liebesroman in Briefen?
15.30 – 16.30 Rainer Moritz (Hamburg):
Hermann Lenz und Hanna Trautwein
16.30 – 17.30 Gelegenheit zur Aussprache / Abschlussdiskussion
17.30 Ende der Tagung
Kontakt: christof.loewe@germanistik.uni-muenchen.de